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Jorge Bucays Komm, ich erzähl dir eine Geschichte ist ein literarischer Schatz, der in seiner Einfachheit und Tiefe gleichermaßen berührt. Der argentinische Psychiater und Gestalttherapeut nutzt die Kraft von Geschichten, um komplexe Lebensfragen auf eine zugängliche Weise zu beleuchten.
Im Zentrum des Buches steht Demian, ein junger Mann, der sich mit verschiedenen Lebensproblemen an seinen Therapeuten Jorge wendet. Anstatt direkter Ratschläge erhält Demian in jeder Sitzung eine Geschichte, die ihm hilft, seine Situation aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Diese Erzählungen stammen aus unterschiedlichen Kulturen und Traditionen – von Zen-Weisheiten über Sufi-Gleichnisse bis hin zu selbst erfundenen Parabeln .
Gerade für Menschen in seelischen Krisen bietet dieses Buch eine besondere Form der Unterstützung. Die Geschichten ermöglichen es, einen Schritt zurückzutreten und das eigene Leben mit etwas Abstand zu betrachten. Sie regen zum Nachdenken an und eröffnen neue Sichtweisen, ohne belehrend zu wirken. Wie eine Leserin es treffend formulierte: "Ein Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, um daraus etwas mitzunehmen" .
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Geschichte vom angeketteten Elefanten, der trotz seiner Stärke nicht flieht, weil er seit seiner Kindheit an den Pflock gewöhnt ist. Diese Metapher zeigt auf, wie früh erlernte Überzeugungen uns auch im Erwachsenenalter noch einschränken können .
Bucays Ansatz, therapeutische Einsichten durch Geschichten zu vermitteln, macht das Buch zu einem wertvollen Begleiter für alle, die nach Orientierung und Trost suchen. Es lädt dazu ein, sich selbst besser kennenzulernen und den eigenen Weg mit mehr Klarheit und Selbstvertrauen zu gehen.
Fazit:
Ein inspirierendes Werk, das durch seine Geschichten Mut macht und neue Perspektiven eröffnet. Für alle, die in schwierigen Zeiten nach einem verständnisvollen und weisen Begleiter suchen – sehr empfehlenswert.
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- By Günter Hauptvogel
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Paul Watzlawicks Anleitung zum Unglücklichsein ist ein kleines, kluges Buch voller Ironie, das seine Leserinnen und Leser auf sehr besondere Weise zum Nachdenken bringt – über sich selbst, die eigenen Denkgewohnheiten und den oft absurden Wunsch, alles "richtig" machen zu wollen.
Der österreichisch-amerikanische Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeut entlarvt in kurzen, pointierten Kapiteln die Strategien, mit denen Menschen sich selbst das Leben schwer machen. Dabei bleibt er nicht auf der Ebene des Spotts stehen, sondern führt mit feinem Humor und analytischer Klarheit vor Augen, wie wir durch Denkfehler, festgefahrene Interpretationen und selbstgebaute Erwartungshaltungen immer wieder in die Falle des Unglücklichseins tappen – und das oft völlig unbewusst.
Gerade für Menschen in seelischen Krisen kann dieses Buch eine überraschend heilsame Wirkung entfalten. Denn Watzlawick gelingt es, psychologische Mechanismen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu sezieren, sondern mit einem Augenzwinkern zur Distanz einzuladen. Wer feststeckt in Grübelschleifen, Scham oder innerem Druck, erlebt hier vielleicht zum ersten Mal wieder ein befreiendes Lächeln – über sich selbst, ohne sich dabei abgewertet zu fühlen.
Watzlawicks paradoxe Erzählweise bietet keinen Ratgeber im klassischen Sinn. Es ist keine Anleitung zum Glücklichsein – und gerade darin liegt sein Wert: Indem der Autor die Absurdität vieler innerer Automatismen sichtbar macht, öffnet er eine Tür zu einem neuen Blick auf sich selbst. Dieser Blick ist oft schmerzhaft ehrlich, aber nie grausam – und genau darin liegt seine therapeutische Qualität.
Anleitung zum Unglücklichsein ist kein Buch, das "Lösungen" bietet – es ist ein Spiegel, der uns einlädt, liebevoll über uns zu schmunzeln. Für Menschen in schwierigen Lebensphasen kann genau das ein erster Schritt sein, wieder ein Stück Abstand zum eigenen Leid zu gewinnen. Und manchmal ist es gerade dieser Abstand, der neue Beweglichkeit und Leichtigkeit schenkt.
Fazit:
Ein kluges, humorvolles Buch, das den Weg aus der Krise nicht vorgibt, aber den Blick dafür öffnet, wie wir ihn uns oft selbst versperren. Für alle, die einen Moment durchatmen und das eigene Drama mit etwas mehr Nachsicht betrachten wollen – sehr empfehlenswert.
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- By Günter Hauptvogel
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